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Emil Krakow - Eine Institution für Warnemünde
(Siehe auch: Tidingsbringer Nr.. 10, 2005, Seite 77)

Wir halten ihn in den Händen, den 10. Tidingsbringer. Wie viele der Autoren haben für diese zehn Ausgaben mit ihren Recherchen Anleihe bei Krakow genommen? Wie viele Warnemünder Zeitungen, Adressbücher, Bade-Anzeiger, Bilder und Ansichtskarten, Bücher und andere Drucksachen aus dem Verlag Emil Krakow wurden gesichtet, studiert und analysiert und liegen zahlreichen Artikeln zu Grunde? Wer war der „Zeitungs-Mann“, der soviel für Warnemünde, für das Gemeinwesen des Ortes getan hat?

Zeit also, sich näher mit Emil Krakow zu beschäftigen.

Emil Krakow

Geboren wurde er am 9. Februar 1863 in Rostock; In einer Zeit, in der man in den Mauern der Stadt mit den sieben Türmen noch der Biedermeier-Zeit nachhing; In einer Zeit, in der die mittelalterliche Gewerbeverfassung immer noch Auswirkungen auf die industrielle Entwicklung in der Stadt hatte; In einer Zeit, wo nach und nach die Existenz traditioneller Gewerbe aufhörte; In einer Zeit des langsamen Verblühens der Rostocker Segelschifffahrt und des Seehandels; In einer Zeit des sich entwickelnden Warnemünder Badewesens.

So wundert es nicht, dass er sich nach dem Besuch der Bürgerschule in Rostock, einem traditionellen Handwerk hingezogen fühlte, das einen guten Ruf hatte – dem Buchdruckerberuf. Am 1. Oktober 1877 begann er seine Lehre in der größten Druckerei Rostocks – in der Hofbuchdruckerei von Carl Boldt. Er war bescheiden, fleißig und strebsam, so Zeitzeugen.

Er schloss seine Ausbildung als Schriftsetzer und Buchdrucker (Schweizerdegen – ein Mann der sowohl setzen als auch drucken kann) bei Boldt mit besten Zeugnissen ab.
Sein Ziel, Meister zu werden, verlor er auch auf der Walz nicht aus den Augen, die ihn als Geselle mit dem Wanderstab in der Hand durch Ostfriesland, Oldenburg, Hannover und Westfalen bis hin zum Rhein führte. Über Süd- und Mitteldeutschland kehrte er nach Mecklenburg zurück und nahm in Waren und Doberan Stellen an. Es zog ihn aber zurück in seine Vaterstadt - nach Rostock.

Mit neuen, zusätzlichen Kenntnissen und Erfahrungen machte er sich am 1. Oktober 1887 als Meister in Rostock selbständig. Eine kleine, bescheidene Papierhandlung mit angegliederter Druckerei entstand in der Schwaanschen Straße.

Emil Krakow erkannte sehr schnell, dass sich durch die Entwicklung Warnemündes zum Badeort neue Möglichkeiten für Handwerk und Dienstleistung auftaten. Gerade das Jahr 1888 war ein wichtiges Jahr für Warnemünde, die amtliche Badeverwaltung wurde eingerichtet und der Bahnbau von Rostock bis zum Hafenbassin wurde vollendet. Dies alles brachte steigende Besucherzahlen mit sich. So meldete er am 7. Juni in der Warnemünder Vogtei, beim Vogt Eduard Kirchner, eine Filiale seines Rostocker Unternehmens, zunächst für eine Saison an. In der Alexandrinenstraße 92 (heute 98), es war eine Mietswohnung, entstand eine Papierhandlung.

8 Tage später, aus Anlass des Todes Kaiser Friedrichs III., gab er ein kostenloses Extrablatt für die Warnemünder und ihre Gäste heraus. Dieses Extrablatt ist wohl als Vorläufer der später erscheinenden Warnemünder Zeitung anzusehen.

Im gleichen Jahr, am 7. November 1888, heirateten er und die in Rostock geborene Ida Schwassmann. Seine Frau wird als unermüdliche, umsichtige und konsequente Unternehmernatur beschrieben und da sich beide in Warnemünde wohlfühlten, beschlossen sie, das Stammhaus von Rostock nach Warnemünde zu verlegen, eine gute Entscheidung, wie sich später zeigte.

Buchdruckerei Krakow

Das bot sich umso mehr an, da in der Friedrich-Franz-Straße ein Haus zum Verkauf stand. Emil Krakow erwarb das Haus Friedrich-Franz-Straße 59 (heute Kirchenplatz 10). Finanzielle Unterstützung für den Kauf fand er bei seinen Schwiegereltern. Damit waren sowohl der Umzug des Stammhauses, als auch der Umzug von der Alexandrinenstraße zum heutigen Kirchenplatz besiegelt. Das Unternehmen entwickelte sich weiter, zum Warnemünder Buchdruckereibetrieb und zur Papierhandlung kam der Verlag hinzu.

Am 1. Oktober 1889 gab Emil Krakow ein Lokalblatt – die „Warnemünder Zeitung“ – heraus. Zu diesem Zeitpunkt war das sicherlich ein gewagtes Unterfangen, Warnemünde zählte etwa 2.700 Einwohner, und Badegäste gab es im Herbst nicht, obwohl das Jahr 1889 mit rund 7.800 Bade- und Kurgästen, touristisch gesehen, ein gutes Jahr war. Hinzu kam, dass sich die Warnemünder ihre Eigenarten bewahrt hatten, sie wurden als konservativ und stur beschrieben, und Neuerungen, die dazu noch aus Rostock kamen, wurden erst einmal skeptisch beäugt.

Warnemünder Zeitung 1909

In Rostock erschienen zwei große Tageszeitungen, die auch in Warnemünde vertrieben wurden - große Konkurrenz und eigentlich kein Anlass, eine weitere Zeitung auf den Markt zu bringen. Der junge Meister ließ sich dadurch nicht beirren und einschüchtern. Durch solide, überparteiliche Berichterstattung und das nötige Lokalkolorit erkannten die Warnemünder sehr schnell den Vorteil des Blattes. Die Warnemünder Zeitung wurde zweimal, später dreimal wöchentlich zunächst unentgeltlich herausgegeben.

Am 16. Juni 1890 wurde ihr Sohn Willi geboren.

1893 gab der Hinstorff-Verlag den“Bade-Anzeiger“ an den Verlag Krakow ab und ab 1894 wurde er in den Sommermonaten als offizielle Ausgabe der städtischen Kurverwaltung mit amtlicher Fremdenliste bei Krakow gedruckt. Einfach war das oftmals nicht, Meister Krakow und sein Gehilfe mussten manche Nachtstunde opfern, um die Badeliste der Badeverwaltung pünktlich abliefern zu können.

Warnemünder Badeanzeiger von 1933

Emil Krakow gab 1892 das erste Warnemünder Adressbuch heraus. Damit hat er neben C. Boldt, C. Hinstorff, A. Reimers, C. Reppien und K. Stiller als Mann der ersten Stunde Rostocker Adressbuch-Geschichte geschrieben. Nach einer 1896 überarbeiteten Ausgabe erschienen zahlreiche andere in den folgenden Jahren. Dr. Karsten Schröder, Stadtarchivar Rostock, schreibt anlässlich der 2. Ausgabe des Rostocker Adressbuches 1993/94: „Krakow und Boldt waren wohl aus demselben Holz geschnitzt, nicht zu unrecht kann man sie als die Verleger und Publizisten Warnemündes und Rostocks in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bezeichnen“.

Im Jahr 1897 kaufte Emil Krakow das neben seinem Haus gelegene Gartengrundstück, welches zur Alexandrinenstraße 38 (III. Quartier, Nr. 4a) gehörte. Durch Maurermeister H. Oloffs (Kirchenplatz 4) wurde auf diesem Grundstück (heute Kirchenplatz 11) ein dreistöckiges Haus, im Erdgeschoss mit großem Verkaufsraum, sich anschließendem Büro und Setzerei errichtet. Der Maschinenraum, die eigentliche Druckerei blieb im alten Gebäude. Die Verkaufsräume im vorderen Teil des Hauses wurden vermietet.

Buchdruckerei Krakow - Meister Strübing

Meister Strübing an der Druckmaschine

Adressbuch von 1905

Warnemünder Adressbuch von 1905 mit handschriftlichen Anmerkungen von Ida Krakow

Die Zahl der Badegäste nahm ständig zu und somit auch die Angebote aus dem Hause Krakow. Eine Buchhandlung, eine Leihbücherei und der Lesezirkel kamen hinzu. Außerdem wurden für die Gäste Reiseandenken angeboten.
Die Warnemünder Zeitung stieg weiter in der Gunst ihrer Leser und zur Jahrhundertwende, der Ort hatte bereits 3.500 Einwohner, las sie jeder dritte Warnemünder. Gedruckt wurde sie unter Mitarbeit seiner Ehefrau im Hinterraum des Erdgeschosses Kirchenplatz 10, auf einer Schweizer Handpresse. Die Zeitung erschien erst vierseitig, dann sechsseitig, später achtseitig, zum Sonntag gab es eine illustrierte Beilage.

Nicht nur über seine Zeitung nahm Emil Krakow Einfluss auf das Gemeinwohl.

Als ein im Ort hoch angesehener und anerkannter Bürger gehörte er der Einschätzungskommission zur Erhebung der Landesgewerbesteuer an, war im Schulvorstand der Privat-Knaben-Vorbereitungsschule, Vorsitzender der Allgemeinen Ortskrankenkasse, Vorsitzender des Gewerbe-Vereins und im Vorstand des Handels-Vereins. Außerdem war er Mitbegründer des Roten Kreuzes in Warnemünde.

Die Warnemünder Bürger wählten ihn 1908 als Ortsvertreter in die Rostocker Stadtverordnetenversammlung, der er über 20 Jahre angehörte. Er hat Anteil daran, dass erstmals im Februar 1909 mit Änderung des Statuts der Rostocker Bürgervertretung festgeschrieben wurde, dass neben 60 Rostocker Mitgliedern 6 Warnemünder Bürger ins Stadtparlament gewählt werden durften. In dieser ehrenamtlichen Tätigkeit hat er u. a. maßgeblichen Anteil an der Erarbeitung einer Satzung für die Warnemünder Gewerbeschule und zahlreicher Verordnungen für Rostock und Warnemünde.

Sohn Willi Krakow trat 1912 nach erfolgreicher Lehre und Meisterprüfung in die Firma ein.

Falzmaschine

Emil Krakow mit Sohn Willi an der Falzmaschine

Mit Beginn des ersten Weltkrieges 1914 organisierte Emil Krakow einen speziellen Kriegsnachrichtendienst, die Warnemünder Zeitung wurde mit den Kriegsberichten von Wolffs Telegraphen-Büro (Berlin) versorgt, um die Einwohner schnell und gut zu informieren. Viele Warnemünder Männer, auch Sohn Willi, waren eingezogen und der Bedarf an Information groß. In der Warnemünder Zeitung wurden Aufrufe und Artikel für Werke der Nächstenliebe veröffentlicht und Emil Krakow handelte in diesem Sinne. Für seine Verdienste „auf dem Gebiet der Nächstenliebe in schwerer Kriegszeit“ wurde er durch den Großherzog mit dem Friedrich-Franz-Alexandra-Kreuz geehrt.

Setzerei

In der Setzerei

Buchhandlung Krakow heute

Buchhandlung Krakow heute
(Link zur Buchhandlung)

Nach dem Krieg ging Emil Krakow daran, gemeinsam mit seinem Sohn, das Unternehmen zu erweitern. 1926 wurde ein Nachbargrundstück (in Verlängerung des Grundstücks Kirchenplatz10) erworben und darauf ein neues, modernes Druckereigebäude errichtet. Eine größere Schnellpresse sowie eine Setzmaschine wurden angeschafft. Diese Neuerungen kamen insbesondere der Warnemünder Zeitung zugute. Vom 1. Oktober 1927 an, Emil Krakow feierte an diesem Tag sein 50jähriges Berufsjubiläum, erschien die Warnemünder Zeitung täglich. In einer Festschrift lesen wir: „Neue Zeiten, neue Aufgaben: Die „Warnemünder Zeitung“ wird aber auch fernerhin in erster Linie: Lokalpresse sein.

Buchdruckerei Krakow 1889

Buchdruckerei von Emil Krakow 1889

Als Ausdruck des lokalen Gewissens wird sie auf Erweiterung der örtlichen Nachrichten den Hauptwert legen und Nachrichten vermitteln, Meinungen vertreten. Warnemünde, das sich vom Fischer-, Schiffer- und Hafenort zu einem Badeort von Rang entwickelt hat, soll seine würdige und maßgebende Lokalzeitung haben, die den Standpunkt der Bürgerschaft vertritt, die meldet, kritisiert, fördert und, wenn notwendig, auch ablehnt.“

Neben der täglich erscheinenden Zeitung wurden auch weiterhin Bücher gedruckt, so auch 1929 „Gundula“ - eine Erzählung aus Rostock und Warnemünde zu Zeiten Slüters.

Obwohl er seit 1929 kränkelte, dachte Emil Krakow nicht ans Ausspannen oder Aufhören. Nach 4tägigem Krankenlager schloss er am 28. Januar 1931 für immer die Augen. Die Trauerfeier fand im großen Buchdrucksaal des Unternehmens statt und Pastor Eberhard hob in seiner Trauerandacht das unermüdliche Wirken Emil Krakows als Verleger und Lokalpolitiker für sein Unternehmen und das Gemeinwohl mit dem Bibelspruch: „Ich habe zu Wirken die Werke des Herrn, solange es Tag ist. Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.“ hervor.

Nachzutragen bleibt, dass sein Sohn Willi die Unternehmensführung bis zu seinem Tode im Jahr 1952 erfolgreich in die Hand nahm. Seine Witwe, Grete Krakow, führte das Unternehmen weiter und konnte im Juni 1958 auf das 70jährige Bestehen der Firma Krakow zurückblicken.

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